Wydanie/Ausgabe 131/04.04.2024

Der Generalkonsul der Bun­desrepublik Deutschland in Breslau Hans Jörg Neumann überreichte Jan Lenort und Ri­chard Urban Bundesver­dienstkreuze.

Richard Urban (85) begann sein Engagement für die deut­sche Minderheit singend. Und das wortwörtlich. Im Jahr 1988 lud er in seine Bar in Himmel­witz Freunde ein, um gemein­sam Lieder aus der Kindheit zu singen. Die Texte der „Volkslie­der” kopierte er im damals ein­zigen Geschäft mit einem Ko­piergerät in Groß Strehlitz, und als die Männer von der Staats­sicherheitsdienst damit be­gannen, den Eigentümer un­ter Druck zu setzen, in Oppeln. Es wurde auch versucht, man­cheTeilnehmer zu entmuti­gen.

Der Leiter des allgemein- bildenden Lyzeums in Za­wadzki drohte den Abiturien­ten, deren Eltern bei Urban ge­sungen haben, dass sie ihr Examen womöglich nicht be­stehen werden. Ein Mitarbei­ter des Staatssicherheitsdiens­tes schmierte an die Bartür ein Hakenkreuz, doch der Lauf der Geschichte konnte nicht mehr aufgehalten werden.

Herr Urban ist kurze Zeit spä­ter dank des an Helmut Kohl adressierten Transparents bei der Kreisauer Versöhnungs­messe mit der Aufschrift „Hel­mut, Du bist auch unser Kanz­ler” in die Geschichte einge­gangen.

Diese Auszeichnung ist eine große Ehre und Genugtu­ung, doch ich möchte sie mit Bescheidenheit annehmen - sagt Richard Urban. - Ich denke, dass dieses Bundesverdienstkreuz gemeinsam mit mir meine ganze Familie und Mitstreiter annehmen. Ich war der Ideengeber für den Aufbau des Gefallenend­enkmals in Himmelwitz, doch habe ich ihn nicht alleine wie­deraufgebaut. Ich nehme die­sen Orden im Namen meiner Kollegen an, auch jener, die bereits verstorben sind.

Auch Jan Lenort (86) enga­gierte sich in der deutschen Minderheit noch vor deren Re­gistrierung. In den Jahren 1989 und 1990 leitete er die Wahl­kampagne von Henryk Krol in den Senat. Er bereitete mit sei­nen Mitarbeitern die Wahlver­sammlungen der deutschen Minderheit vor und gestaltete die Programmerklärung der

SKGD. Er organisierte die DFK- Strukturen und bereitete erste Jahresversammlungen vor. 17 Jahre lang (bis 2007) war er Se­kretär der Gesellschaft. Lenort war auch aktiv an der Grün­dung der Stiftung für Entwick­lung Schlesiens, der Deut­schen Bildungsgesellschaft und der Wohltätigkeitsgesell­schaft der Deutschen beteiligt. Er setzt sich immer noch für die Jugendarbeit in der Ge­meinde Gogolin aktiv ein.

  • Das ist eine Auszeichnung für meine langjährige Arbeit für die deutsche Minderheit“, sagt Jan Lenort. „Doch ich habe das auch vielen Men­schen zu verdanken, mit de­nen ich zusammen gearbeitet habe. Das ist eine Anerken­nung für unsere ganze Organi­sation.

  • Die Feierlichkeiten im Konsulat waren sehr ergrei­fend - gesteht Sekretär der SKGD Zuzanna Donath-Kasiura. - Jeder dieser Männer ist eine andere Persönlichkeit. Herr Lenort war ein bisschen die graue Eminenz der Minderheit, ein Mann, der von Anfang an sehr viel Wert da­rauflegte, DFK-Strukturen zu organisieren. Er ist immer noch auf dem Laufenden, was die Tätigkeit der SKGD angeht.

Herr Urban lebt die deutsche Sprache und Kultur. Er steckt andere mit seiner Begeiste­rung an und gilt als Botschaf­ter des Deutschen. Das war bezeichnend, dass er während der Veranstaltung drei deut­sche Gedichte zitierte. Wir brauchen in den Reihen der deutschen Minderheit eine harmonische Verbindung der Haltung dieser beiden Män­ner.