Wydanie/Ausgabe 134/21.11.2024

Moc sie raduja Pani Profesor, iże bez Wŏs takŏ ksiōnżka sie ukŏzała. Beszteluja zarŏzki. Jŏ pochodza ze Deschowitz i temat mie je moc znany. We mojij drugij ksiōnżce "Ślōnske puzzle - moje gōrnoślōnskie spōmnynioł i rozwŏżōnŏ" "Schlesisches Puzzle - meine oberschlesischen Erinnerungen und Gedanken", kero zych naszkryflŏ po slōnsku i po niymiecku, ôpisoł zych tyn ôkres bōmbardyrowania Deschowitz ze spōmniyń i przeżyć mojij matki. Matka moja Wŏs dobrze znoł i kŏże Wŏs serdecznie pozdrowić. Pozwola sie fragmynt z tyj ksiōnżki przedstawić. Ksiōnżka mōł sie poczōntkem nŏstympnygo roku ukŏzać we wydownictwie Silesia Progress

Auf deutsch; Und so fingen die Amerikaner an, die Kokerei Schaffgotsch in unserem Dzieschowitz zu bombardieren, was den Grundstein für die Flucht vor der russischen Front nach Österreich und West-Deutschland legte. Es war der 7. Juli 1944: die Sonne schien, es war sehr warm und am Himmel hingen keine Wolken. Plötzlich fingen die Sirenen an zu heulen. Die Kinder wurden sofort aus der Schule nach Hause geschickt. Auch meine Mutter und ihre Schwester Christa sind schnell nach Hause gegangen - in diesem Augenblick wussten sie noch nicht, was das alles bedeuten sollte. Christa war zusammen mit ihrer Freundin Bärbel unterwegs, der Tochter von Herrn Reinhart, dem Besitzer der Zuckerfabrik. Am Himmel sind auf einmal die ersten Flieger erschienen und man hörte das schwere Heulen ihrer Motoren. Sie waren voll beladen mit Bomben und kamen aus Italien, um die Kokerei von Schaffgotsch zu bombardieren - hier wurde unter anderem synthetisches Benzin für das Militär hergestellt.

Meine Mutter ist schneller zuhause angekommen - die ersten Bomben sind bereits explodiert, als Christa und Bärbel die Höhe unseres Hauses erreicht hatte. Die Freundin wollte noch schnell zu sich laufen, doch meine Oma hat es ihr verboten und so haben sich alle bei uns im Keller versteckt.
Die Kokerei wurde wenig getroffen, da sie von der deutschen Flak gut vernebelt war. Dafür aber hat das Dorf Dzieschowitz eine Menge abbekommen. Eine Bombe jedoch hat Schaden in der Zuckerfabrik angerichtet: es gab dort einen Bunker, wo sich während des Angriffs die gesamte Familie Reinhart - die Eltern, zwei Töchter, der Sohn, eine Tante - und ein Angestellter versteckt hielten. Herr Reinhart wollte noch eine Zigarette rauchen und ging dazu auf den Platz vor dem Bunker. In diesem Augenblick hat eine Bombe das Versteck getroffen und alle waren sofort tot. Nur der Vater und seine Tochter, die sich bei uns im Keller aufhielt, haben den Angriff überlebt. Als Bärbel nach dem Angriff nach Hause lief und sah was passiert ist, wurde sie sofort ohnmächtig.
Im Ort gab es viele Tote und Verletzte: ihre Körper wurden durch die Explosionen zerstückelt und auf Bäume oder in Straßengräben geschleudert. Eine Identifikation der Menschen anhand der Körperteile war nicht mehr möglich.
Nach dem Angriff war es in der Stadt so dunkel wie in der Nacht und die Atmosphäre glich der eines Weltuntergangs. Staub und Erde füllten die Luft und es roch überall nach Sprengstoff. Meine Mutter erzählte, dass es die Hölle auf Erden war.
Zu dieser Zeit waren in Dzieschowitz Kriegsgefangene stationiert, die die Deiche an der Oder verstärken sollte. Stattdessen wurden sie nun mit der Bergung der Leichen beauftragt. Es gab jedoch so viele Tote, dass man sie in Särgen auf dem Schulplatz aufbahren musste. Das Begräbnis wurde auf Kosten der Verwaltung organisiert und alle Toten wurden in einem Gemeinschaftsgrab am Friedhof an der Oder beerdigt.
Die Menschen hier haben zum ersten Mal erlebt, was Krieg, Leid und Sterben wirklich bedeutet und wie viel Unglück damit einher ging.
Einerseits gab es eine Reihe von Menschen, die Hitlers Politik und den Krieg unterstützt haben, weil sie entweder der Propaganda geglaubt haben oder Angst hatten. Andererseits war vielen Schlesiern die Politik egal; zumal der Krieg vor dem Angriff noch sehr weit weg schien. Sie akzeptierten die Realität und wollten nur überleben.
Die Wenigen, denen bewusstwurde, welche Tragödie auf sie zukam und deshalb versuchten, Widerstand zu leisten, konnten in Zeiten des Faschismus wenig ausrichten.
Die Deutschen gaben den Leuten Arbeit, versorgten sie und stellten eine Ordnung her. Als Gegenleistung musste man nur den Mund halten, allem zustimmen und nicht rebellieren. Diejenigen, die es dennoch getan haben, wurden schnell verhaftet und liquidiert.
Nach der ersten Bombardierung entwickelte sich langsam ein Bewusstsein für die Konsequenzen eines Krieges und das dadurch verursachte Leid. Die Menschen waren sauer, schimpften allerdings auf die Amerikaner, die nun zum Feindbild wurden. In diesem Moment stellte sich niemand die Frage, warum die Alliierten angegriffen haben und wer überhaupt für den Kriegsbeginn verantwortlich zeichnete.
Genau einen Monat später, am 7. August 1944, erfolgte der zweite Angriff - dies war der Auftakt für fast tägliche Attacken, die bei schönem Wetter geflogen wurden. Dadurch, dass die deutsche Abwehr die Fabrik immer besser abgeschirmt hat, wurden die umliegenden Dörfer und Gebiete um Dzieschowitz umso mehr bombardiert. Tiefe Gräben, entstanden durch die zahlreichen Explosionen, zogen sich mittlerweile durch Äcker, Wälder und Ortschaften. Ich kann mich noch erinnern, dass wir als Kinder auf den Wiesen und in den Wäldern in den Bombentrichtern, wo sich das Grundwasser sammelte, gespielt und gebadet haben. Noch heute kann man die Trichter in den Wäldern finden und ich möchte nicht wissen, wie viele Blindgänger sich noch in den Böden befinden.
Als die Angriffe intensiver wurden, ist meine Oma mit den Kindern nach Klein Strelitz (Strzelecki) hinter Krappitz (Krapkowice) geflüchtet. Am Anfang übernachteten sie dort in einer Schule, bis sie in einer Mühle bei Familie Klose unterkamen. Gelegentlich ist sie allein oder mit den Kindern zurück nach Dzieschowitz gefahren, um nach dem Haus zu sehen sowie Lebensmittel und neue Kleidung mitzunehmen. Auf einer Rückfahrt, in Begleitung meiner Mutter und meiner Tante, ist der Zug hinter Gogolin entgleist und auf die Seite gekippt. Es gab viele Verletzte, einige Tote und überall Blutlachen. Es brach Panik aus, da sich jeder retten wollte - so trampelten die Menschen übereinander her. Meine Oma hatte das Knie gebrochen und ihre Schwester Else das Gesicht zerschlagen. Bei meiner Mutter hinterließ das Erlebte so tiefe Spuren, dass sie sich immer wieder daran erinnerte.
Oma hat mit den Kindern in Klein Strelitz (Strzeleczki) überwintert. Da die russische Front immer näher rückte und das Kriegstreiben intensiviert wurde, bot die lokale Regierung den Menschen an, zu flüchten. In Neustadt (Prudnik) wurde hierzu ein Zug zur Verfügung gestellt, zu dem meine Familie von einem Bauern auf dessen Pferdewagen gebracht wurde.
Am 2. Februar 1945 begann dann die Reise in den Süden zur österreichischen Ortschaft Hirschlag...... Pozdrowiom Wŏs Pet