Wydanie/Ausgabe 126/10.09.2023

   

 Eine Verständigung zwischen zwei Menschen (oder Völkern) kann auf verschiedenen Ebenen zustande kommen - emotionaler, wenn sie sich lieben, oder intellektueller, wenn beide Seiten für logische Argumente zugänglich sind.

Beispiele für emotionale Bindungen zwischen Polen und Deutschen sind in Geschichte und Mythen bekannt:

Beispiel 1 (positiv): Die Krakauer Königstochter Wanda, welche dem Deutschen Rytygier aus Zuneigung nicht nur nachlief, sondern sogar in die Weichsel sprang um dem Hausboot des deutschen Rittersohns näher zu sein. Dabei ist sie leider ertrunken, da sie nicht schwimmen konnte. Nach Wałęsa wäre das also doch ein „negatives“ Plus.

Beispiel 2 (negativ): Die oft zitierte Beteuerung der polnischen „Patrioten“; das abgrundtiefe politische Glaubensbekenntnis meiner Generation: „Póki świat światem, Niemiec Polakowi nie będzie bratem“! (Solange die Welt besteht, wird ein Deutscher nie der Bruder eines Polen sein) ist fest verankert in meinen grauen Zellen, ich hörte diesen Ausspruch sehr oft während den 65 Jahren meiner Koexistenz mit der polnischen Mehrheit, leider habe ich den genialen Autor vergessen. Mr Google konnte mir seinen Namen auch nicht nennen.

Betrachten wir jetzt die Möglichkeit einer intellektuellen Verständigung. Das, was mit dem Herzen möglich war (Wanda), ist mit dem Verstand nicht vereinbar. Der Grund ist klar - das polnische Volk ist zu wenig „intelligent“. Kein Wunder, dieser historische und ethnografische Fakt wurde doch einst wissenschaftlich belegt. Ich selbst habe vor Jahren im „Stürmer“ gelesen, dass die Polen Untermenschen sind und habe die entsprechenden, abschreckenden Karikaturen gesehen (von der Sentenz aus dem Bettelstudenten „...der Polin Reiz ist unerreicht...“ - keine Spur. Wie recht Millöcker hatte habe ich erst begriffen, als ich selbst auf Freierfüßen ging und eine Polin aus Galizien anhimmelte!). Deshalb können die heutigen Bürger Polens auch einige Feinheiten der deutschen oder europäischen Gesetze nicht begreifen.

Leute unter 80 wissen vielleicht nicht mehr genau was „der Stürmer“ eigentlich war – die schlimmste Propagandatuba der NSDAP, so eine politische, vor allem antisemitische und allgemein rassistische Bildzeitung aus der Hitlerzeit. Ich habe wirklich als Kind ein paar Exemplare dieser Schundblätter gelesen und die Karikaturen der polnischen „Untermenschen“ bewundert. Einige Jahre später (nach 1945) hatte ich Gelegenheit zur Konfrontation der Zeitungsmeldungen mit der Realität und war angenehm überrascht, dass sie bei näherem Hinschauen jeglicher Wahrheit entbehrten. Allerdings brauchte es seine Zeit, bis ich das falsche Bild aus meinem Gedächtnis entfernte, z. B. als ich feststellen musste, dass einige meiner polnischen Bekannten (Kollegen oder Professoren) eine höhere Intelligenzquote aufwiesen als meine – was mir zwar unwahrscheinlich vorkam, aber leider der Wahrheit entsprach.

Eine humoristische Zugabe: Meine ersten Eindrücke von Polen erhielt ich im Sommer 1945, als eine polnische Familie das leerstehende Nachbarhaus besiedelte. Es war wahrhaftig ein Abschaum der polnischen Gesellschaft und passte zu den Karikaturen im Stürmer wie der „Allerwerteste“ auf den Nachttopf – wir nannten die verwahrlosten Kinder einer „Dame“ von ziemlich bekannter Konduite „Stoppelhopser“ wegen den Frisuren der Jungen. In einem anderen Bericht habe ich diese Erfahrung näher beschrieben. Wie man sagt „..aller Anfang ist schwer, sagte der Dieb, als er den Amboss klaute..“.

Nach diesem kurzen Ausflug ins Ernste komme ich wieder zur Satire zurück.

Beispiel 1: Die Polen verstehen nicht wie sich Herr Hambura als „Vertriebener“ bezeichnen kann, wenn seine Eltern von 1945 bis 1978 (über 30 Jahre) verbissen mit allen Mitteln um die Ausreisegenehmigung kämpften, und dass sie ganz Friedland mit Freudetränen benetzten, weil sie endlich ihre Heimat verlassen haben! Sieht so Vertreibung aus? Nach meiner Erfahrung war sie etwas schlimmer. Auch die Berichte Polloks zeigen eine andere Art von Vertreibung.

Beispiel 2: Der Vater von Erika Steinbach bekam als Belohnung seiner Tapferkeit von der Wehrmacht einen Ferienaufenthalt im besetzen Polen bewilligt (am Meeresstrand – nicht weit von dem schon damals berühmten Kurort Zoppot) wobei seine Frau im „Doppelpack“ hinzu kam – erst zu Besuch – und dann mit Erika nieder! Etwas später versäumte die Mutter Erikas die schöne Kreuzfahrt auf dem Luxusdampfer Gustloff und begab sich in ihre Heimat – mitsamt Sprössling weiblichen Geschlechts.

Die Polen können einfach nicht begreifen, dass Erika jetzt die „vertriebenste“ aller Vertriebenen im Bund der Vertriebenen ist (sogar die Chefin dieses Bundes), das geht in keinen „Untermenschenschädel“ hinein. Man stellte oft fest, dass sie sehr „durchtrieben“ ist, aber niemals kann sie vertrieben sein.

Dabei ist es doch so einfach und jeder Abgeordnete im Bundestag – sogar die geistig behinderten - wissen genau, weshalb sie das Gesetz so und nicht anders formuliert haben. Es geht hier wahrhaftig nicht um die Bezeichnung „Vertreibung“. Da aber niemand weiß worum es wirklich geht ist es jedem klar: Es muss um Geld gehen. Die Gleichstellung der direkt nach dem Krieg wahrhaftig Vertriebenen und deren Nachkommen mit Flüchtlingen und Spätaussiedlern hat rechtliche Auswirkungen – wenn auch nicht immer realisierte - Verpflichtungen des Staats gegenüber diesen neuen Bürgern.

Das Jonglieren mit speziellen Ausdrücken in juristischen Texten ist vielleicht eine urdeutsche Erfindung, wird aber heute durch andere EU-Staaten weidlich ausgeschöpft:

Beispiel 1: Die Portugiesen haben die Mohrrüben zu Früchten geadelt! Etwas verwunderlich, aber durchaus akzeptabel für intelligente Völker – für die Polen unverständlich! Sie denken immer noch so altmodisch, dass die Mohrrüben in der Suppe oder als Zugabe zum Schweinebraten immer wie Gemüse ausschauen. Erst bei Saft haben sie leichte Zweifel in der korrekten Richtung. Es gibt ja auch Mischungen von Möhren- und Äpfel-Säften, welche für Kinder sehr gesund sein sollen, die Möhren saugen nämlich alle Sauereien (Schadstoffe) aus dem Boden auf „... und was unsere Kinder nicht tötet, stärkt sie...“.

Beispiel 2: Die Franzosen haben die Weinbergschnecken als „Landfische“ eingestuft. Die Polen verstehen diese klare und saubere Einschätzung nicht. Ich als Sprössling zweier Nationen (Oberschlesier), kann das gut verstehen und könnte sogar noch andere Beispiele angeben.

Der Unterschied zwischen Fisch und Landtier besteht prinzipiell im Fortbewegungsmechanismus: Die Fische brauchen etwas nasses – z. B. Wasser („...ohne Wasser gäb’s kein Paddelboot, keine Ölsardinen auf das Brot...“ – dieses Karnevallied kennt jeder Deutscher), die Landtiere benötigen das nicht. Was macht eine Schnecke beim schnellen Laufen – d. h. beim Rasen auf dem Rasen? Die meisten Leute denken, dass sie den Schleimstreifen hinter sich lässt, dabei wäre das doch blöd, schade um die viele Spucke (oder auch...??? – na, ja, sie wissen schon!). Sie braucht eben die Nässe zum Fortbewegen!!! Deshalb wird sie zu Recht als Landfisch bezeichnet – die Franzosen waren immer sehr intelligent und einfallsreich.

Das adäquate Element zur Fortbewegung ist sehr wichtig (z. B. Luft für die Vögel), welche auch als „Flugfische“ eingestuft werden könnten (bei starkem Regen), wenn es in der EU dafür Zuzahlungen gäbe. Jetzt habe ich leider schon die Pointe verraten. Niemand wusste offiziell, warum die Portugiesen und Franzosen auf solche absurde botanische und zoologische Idiotien kamen – es war derselbe Grund wie immer, wenn man nichts versteht – dann geht es immer um Geld. Man müsste das den weniger intelligenten Polen genau erklären, vielleicht fällt ihnen dann auch etwas Extravagantes und Schönes ein? Auch würden sie sich dann vielleicht als hundertprozentige Europäer fühlen und die Verständigung zwischen Polen und Deutschen wäre dann wahrscheinlich perfekt.

Wenn jemand andere Beispiele unverständlicher menschlicher Handlungen suchen wollte, dann empfehle ich Kishons Satire vom Blaumilchkanal zu lesen, eine wundervolle, in ihrer unlogischen Logik, Anwendung des analogen Paragrafen 22 aus dem amerikanischen Militärgesetzbuch.

Kurz zusammengefasst: Das israelische Gesetz verweigert geistig behinderten Bürgern die Ausfahrt aus dem Lande – man will sich doch nicht im Ausland für seine Leute schämen. Wenn jemand beantragt, die eben erst gewonnene, wundervolle und tief geliebte Heimat zu verlassen, muss er ja quasi geistig behindert sein und darf also keine Ausreisegenehmigung bekommen. Auch Blaumilch ist dieses Unmögliche nicht gelungen, er wurde verhaftet und in die Psychiatrie eingeliefert. Brach aus und baute sich einen Kanal zum Meer um zu flüchten, hatte dabei noch zusätzlich den Vorteil, dass er auf Wasser reisen konnte und deshalb auch keinen Sabbat zu vertrödeln brauchte. Heute ist Israel stolz über den Blaumilchkanal, welchen alle Touristen bewundern. Er verbindet das Zentrum von Tel Aviv mit dem Meer.

PS. Wandas Verhalten habe ich etwas „modifiziert“ dargestellt, damit es besser in mein Konzept passt. Wenn ich die in Polen allgemein bekannte Saga erwähnt hätte – dass Wanda den Tod in der Weichsel suchte um den Liebesbezeugungen des deutschen Ritters zu entgehen - könnte ich leider wahrhaftig kein positives Beispiel von deutsch-polnischer Verständigung zitieren und das wäre doch wirklich schade!

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